Kreuzweg in Bachhagel wurde Mitte des 18. Jahrhunderts angelegt

Von Linden begleitet

BACHHAGEL – „Die wirkungsvolle Lage auf dem Kränzlesberg sowie die Wechselwirkung zwischen Natur und Architektur verleihen dem sakralen Kleinod der Friedhofskapelle St. Georg einen besonderen Reiz, der durch den von Westen heraufführenden Kreuzweg noch verstärkt wird.“ 

Mit dieser Schilderung endet der von Georg Wörishofer verfasste und 1999 vom Katholischen Pfarramt Mariä Himmelfahrt herausgegebene Kirchenführer für Bachhagel im Landkreis Dillingen.

Bachhagel liegt mit seinen Ortsteilen Burghagel und Oberbechingen sowie den Einöden Schäfhof und Stockhof gut 15 Kilometer nordwestlich der Kreisstadt am Südrand der Ostalb im Tal des Zwergbachs. 

Wenig südwestlich des Hauptorts Bachhagel zweigt der Kränzlesbergweg links von der St.-Georg-Straße ab. Ihn begleitet mit leichter Steigung der knapp 300 Meter lange Kreuzweg bis zum Friedhofseingang. Am 24. Juni 1731 – nach anderen Quellen erst im Jahr 1751 – wurde der dem Leidensweg Christi nachempfundene Bachhagler Stationenweg geweiht. „Gerade in der Barockzeit „wurde die Verehrung des Leidens Christi besonders gepflegt“, schreibt Wörishofer. 

Die Initiative zur Anlage des Kreuzwegs ging vom Ortspfarrer Johann Georg Buehl aus, der als großer Verehrer dieser Andachtsform gilt. Schon dieser erste Kreuzweg den Kränzlesberg hinauf zählte 14 Stationen. 

Im Lauf der folgenden Jahrzehnte litten die knapp zwei Meter hohen Bauten und ihre bildlichen Darstellungen des Leidensgangs unter dem Einfluss von Wind und Wetter, dem sie an dem offenen Hang ungeschützt ausgesetzt waren. Im Jahr 1907 schuf deshalb der Kirchenmaler Peter Dagn neue Stationsbilder, Dagn wurde 1847 nahe Mühlbach am Inn geboren und starb 1921 in Dillingen. Die Bilder waren auf Zinkblech gemalt und wurden durch vorgesetzte Glasscheiben vor den Witterungseinflüssen geschützt. Im Jahr darauf wurden die teilweise aus dem Lot geratenen Stationen neu aufgerichtet und senkrecht gestellt. 

Eine weitere Erneuerung des Stationenwegs nahm die Pfarrgemeinde in den Jahren 1937 bis 1940 vor. Die aus gebrannten, matt glänzenden Ziegelsteinen errichteten kleinen Bauwerke wurden mit Mörtel überzogen und weiß gestrichen. Die schadhaft gewordenen Stationenbilder von 1907 wurden entfernt. In die verbliebenen, nun aber leeren Nischen setzte der Günzburger Bildhauer Josef Brenner Halbrelieftafeln aus rot gebranntem Ton, die heute die Stationenbilder darstellen. 

Brenner (1881 bis 1952), der im „Schwäbischen Barockwinkel“ rund um Günzburg auch zahlreiche bedeutende Weihnachtskrippen schuf, signierte die 14. Station selbstbewusst mit „J. Brenner 1940“. 

Eine Reihe alter Linden begleitet den Kreuzweg bis vors Friedhofstor. Dort lässt sich von einer Ruhebank und einer aufgestellten hölzernen Liege aus der freie Blick über Bachhagel und das weite Tal des Zwergbachs in Ruhe genießen.

Der Friedhof mit seiner auch „Kirchle“ genannten Georgskapelle gehörte einst zur Siedlung Lobershofen, die 1260 erstmals schriftlich genannt, aber schon knapp 200 Jahre später zerstört wurde. Die Friedhofsmauer aus grob behauenen Kalksteinen reicht stellenweise bis ins 15. Jahrhundert zurück. 

Das Kirchle war vermutlich schon in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts Ziel einer Wallfahrt zum heiligen Georg. Sie lebte nach dem Wiederaufbau der im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigten Kapelle als Georgiritt wieder auf. Die Gräber sind so angelegt, dass die reitenden Wallfahrer die Kapelle entgegen dem Uhrzeigersinn umreiten konnten, ohne Schaden anzurichten. 

Eine Besonderheit bildet das rechts neben dem Eingang erhaltene „Beth-Loch“ von 1705. Von ihm aus ist der Innenraum der Kapelle zu überblicken. Zugleich bietet die Öffnung die Möglichkeit, Almosen ins Innere zu legen. Geschaffen wurde das Beth-Loch wohl für Einzelwallfahrer, die außerhalb des Georgiritts kamen und – wegen der abseitigen Lage der Kapelle – vor verschlossener Tür standen – wie auch heute noch.

Gerrit-R. Ranft

21.08.2022 - Bistum Augsburg